Neues Bauen: Revolution mit Rückbesinnung

Eine Stadt aus gebrannter Erde

Fritz Schumacher, der vom Deutschen Werkbund kam und von 1908 bis 1933 Baudirektor in Hamburg war, hat das Gesicht dieser Stadt so geprägt, wie keiner vor ihm. Das liegt auch daran, dass er nachhaltig bauen ließ und vieles von seinem Werk die Zeit überdauert hat.

Heller Naturstein in Kombination mit Klinker: Das war die Handschrift des frühen Schumacher

Er begann in der Prämoderne mit hellem Sandstein und ähnlichen Materialien, ging dann aber in den 20er Jahren zum Klinker über, wiewohl er ihn noch lange mit Werkstein kombinierte. Er stellte sich damit in eine Tradition, die vielen anderen Baustoffen zwei Eigenschaften voraus hat:

Auch heute aktuell: Farbige Ziegel können in reizvoller Weise kombiniert werden. Die Hannoversche Schule der Baukunst hatte das bereits eindrucksvoll bewiesen. Hier ein Beispiel der Gegenwart in der Hafen-City.

Das Material für Klinker kommt aus der lehmigen Erde der norddeutschen Tiefebene und es hält dem feuchten Klima der Küsten stand. Klinker kann in vielen kräftigen Farbtönen hergestellt werden, eignet sich daher, um markante Akzente in die Landschaft oder in das Stadtbild zu setzen. Klinker bedarf keines Anstriches und ist deshalb in der Folgezeit kostengünstig. Klinker hat sich in Jahrhunderten bewährt und seine Haltbarkeit unter Beweis gestellt.

Schumacher war konservativ und dem Handwerk verpflichtet, obwohl er innovative Formen entwarf. Er äußerte sich zwar kritisch gegenüber dem Bauhaus, war ihm nichtsdestoweniger aber durch die Bekanntschaft mit Gropius u.a. verbunden. In modifizierter Form ist das an seinen späteren Fassaden und Gebäudesilhouetten ablesbar.

Gymnasium im Alstertal

Schumachers "Gymnasium im Alstertal" von 1930

Den überaus reaktionären Entwürfen der nationalsozialistischen Bauweise begegnete er mit Skepsis, wie eine Festrede von 1944 belegt (Zitat rechts). Zu diesem Zeitpunkt bekleidete er kein Amt mehr. Wenige Jahre später, 1947, starb er, aber er erlebte immerhin noch die Genugtuung, an der Planung des Wiederaufbaus beratend beteiligt zu werden.

Kein Schumacherbau -- und von ihm abgelehnt

 

"Ich nehme an, daß wir im Zusammenhang mit dieser Frage die Versuche, die vor reichlich 30 Jahren in Hamburg gemacht wurden, in historischen Stilformen "hamburgisch" zu bauen, überwunden haben. Die barocken Giebel, so liebevoll sie oftmals durchgeführt waren, wirkten schon durch den völlig anderen Maßstab der heutigen Großstadtbauten als fremde Gäste;... und ich glaube, als sie kürzlich im Chilehaus-Viertel in Form riesiger an die zarten Motive des Lübecker Rathauses erinnernde Giebel vereinzelt wieder auftauchten, daß sie da auch außerhalb der Fachkreise nur Befremden hervorriefen."

Die Meisterhäuser und das Dritte Reich Zurück