"Bauhaus-Irrtümer werden berichtigt" |
Dessau, 1939: |
So bejubelte die Zeitung den Umbau, der die Häuser entstellen sollte. Rechts der Text des Zeitungsartikels, den man in Dessau in der Ausstellung der Meisterhäuser einsehen kann. Die von mir kursiv gestellten Passagen sind im Originaltext zur Hervorhebung gesperrt, eine fragwürdige Methode, um dem Gesagten mehr Gewicht zu verleihen. Dem Umbau mehr als dem Verfall verdankten diese Juwelen der Moderne ihren traurigen Zustand, in dem sie bis zur jüngsten Rekonstruktion verharrten. Ein Besuch lohnt sich! Zustand der Häuser vor der Rekonstruktion im Sinne der Erbauer |
Die "Meisterhäuser" in der Hindenburgallee werden zu wirklichen Wohnungen umgestaltet Als im Jahre 1924 das Dessauer Bauhaus nach seinem Schiffbruch in Weimar in Dessau neu erreichtet wurde, feierte man diese Tatsache damals als kulturelle Großtat, die Dessau einmal unsterblich machen sollte. Gleichzeitig mit dem Bauhause selbst wurden in der heutigen Hindenburgallee eine Reihe von Wohnhäusern im Bauhausstile erbaut, in denen die "Meister" des Bauhauses, oder Professoren, wie sie sich noch lieber nennen hörten, wohnen sollten. Mit der Eröffnungsbesichtigung des Bauhauses wurde damals auch eine Inaugenscheinnahme dieser "Meisterhäuser" vorgenommen, die von derselben Kahlheit und Nüchternheit überzeugte, die diese Betonwürfel auch von außen aufwiesen. Der Mittelpunkt dieser Häuser war jedesmal ein im ersten Stock gelegenes großes Zimmer mit einem die ganze Außenwand ausfüllenden riesigen Fenster nach der Nordseite, der Straßenseite, zu. Hier sollte der "Bauhausmeister" seiner "künstlerischen" Arbeit nachgehen. Schon damals, sehr bald also, erwies sich die Unzweckmäßigkeit dieser Räume, die bei Frost und Kälte kaum warm zu halten waren. Als dann im Jahre 1932 nach einem vernichtenden Urteil des als Sachverständigen hinzugezogenen Professor Dr. Schultze-Naumburg das Bauhaus geschlossen wurde, ergab sich bald die Frage nach der weiteren Verwendung der für gewöhnliche Zwecke fast gar nicht zu benutzenden Meisterhäuser. Die Wohnungsnot in Dessau, die sich in der Folge limmer mehr steigern sollte, brachte es jedoch mit sich, daß selbst diese Wohnungen ihre Mieter und Bezieher fanden. Daß sich aber alle diese Wohnungsinhaber darin glücklich gefühlt haben, hat bisher noch nicht festgestellt werden können. Mehr und mehr brach sich die Erkenntnis Bahn, daß nur ein durchgreifender Umbau dieser Betonwürfel zu einigermaßen vernünftigen Wohnstätten umgestalten könne. So werden daher in letzter Zeit diese Häuser einer planmäßigen Umgestaltung unterzogen. So fallen dabei vor allem die großen Glasflächen der ehemaligen Ateliers und auch der von oben bis unten durchgeführten breiten Flurfenster. Weiter werden Trennungswände eingezogen, die bis zu zwei Räumen mehr Platz schaffen. Einige dieser Häuser sind bereits umgebaut und zeigen nach ihrer Fertigstellung schon ein ganz anderes Gesicht die anderen Häuser befinden sich noch im Umbau oder harren noch der korrigierenden Hand des Bauplaners und Bauausführenden. Mit diesen Umänderungen dieser Häuser, die in ihrer Gestalt vor und nach dem Umbau noch einmal im Bilde festgehalten erscheinen, sind wenigstens einigermaßen benutzbare Wohnungen entstanden. Geblieben sind damit aber die in ihrer ganzen Bauweise unorganisch wirkenden Betonwürfel, deren Bestehenbleiben nur durch die herrschende Wohnungsnot entschuldigt werden kann. Wenn sie nach ihrem Umbau auch nicht mehr ganz so abstoßend aussehen, schön wirken sie auch jetzt noch immer nicht. Sie sind und bleiben eben Fremdkörper in unserer Landschaft, die inmitten eines Kiefernwaldes, eben andere Baustile als die des Bauhauses zu sehen wünscht. (Hy.) |
Abdruck des Textes mit freundlicher Genehmigung der Stadt Dessau |