Historismus: Neugotik

Caspar David Friedrich, Abtei im Eichenwald

Neugotische Kirche in Edinburgh"Keine Maskerade. Das Nothwendige der Construction schön zu gestalten ist Grundsatz griechischer Architectur und muß Grundsatz bleiben für deren Fortsetzung." (Schinkel)

Form und Inhalt: Neugotik

Die Gegenbewegung zur Aufklärung war die Romantik. Die Herrschaft der Vernunft, die sich selber durch den Blutrausch der Französischen Revolution diskreditiert hatte, wich der Verherrlichung des "Gemüthes". Gotische Dome, die jahrhundertelang als Baustelle dagestanden hatten, wurden vollendet wie der Kölner Dom; andere, z.B. die St.Nikolai-Kirche in Hamburg (rechts), traten an die Stelle barocker Vorgänger.

Dennoch blieb die Neugotik nicht Ausdruck der Romantik. War sie zunächst die passende Formsprache für eine Laube am Gartenteich gewesen, wo die Dame des Hauses in Mußestunden Liebesromane las, so wurden gotisierende Elemente gegen Ende der Epoche ein Symbol der kommerziellen Geschäftigkeit in der Speicherstadt und gipfelten in der Verschönerung solcher absolut irdischer und profitorientierter Bauten wie Fabriken, Bahnhöfen und Kontorhäusern. Doch zunächst war sie noch unschuldig und weiß, war sie die Nachbrand-Architektur in Hamburg unter Chateuneuf und Jolasse.

Turm von St.Nikolai, Hamburg

Speicherstadt, HamburgBauten der Speicherstadt, Hamburg

Die Wiedergeburt der Backsteingotik

Wesentlich für die Entwicklung der Neugotik war die "Hannoversche Schule", die den Gedanken Schinkels aufgriff, die Konstruktion nicht zu verstecken, sondern als Gestaltungselement einzubeziehen. Letztlich war damit schon eine Grundidee für das Bauhaus gestiftet.

Auch das für unseren Landstrich typische Baumaterial Klinker wurde neu entdeckt -- nicht zum letzten Mal. Dabei beschränkte sich die Formensprache durchaus nicht auf gotische Vorbilder, sondern nahm auch Momente der romanischen Baukunst auf, um sie auf neue und durchaus farbige Art zu verwenden. Zum ersten Mal seit dem späten Mittelalter wurde bunt glasierte Keramik ein Mittel der Fassadengestaltung -- wurde überhaupt der Ziegel unverputzt hingestellt und wurde selber durch Verwendung verschiedenfarbiger Steine zum Schmuckelement. An die Stelle von behauenem Werkstein trat vielfach mit Modeln geformte Keramik, eine Technik, die Kuöhl in einer späteren Epoche zur Vollendung führen sollte.

Neugotische Kirche St. Gertrud, Hamburg

Reminiszenzen an die Backsteingotik: St. Gertrud in Hamburg-Eilbek
Kombination von Klinker und Glasur Wohnbauten in Altona Neugotischer Speicher, Hamburg

Neuromanik

Zeise-Werke in Hamburg-Ottensen Die Kultstätten des Kapitals 1848, zu einem Zeitpunkt, als der Historismus groß im Kommen war, veröffentlichte Marx zusammen mit Engels das Kommunistische Manifest....

Weiterlesen

Neubarock

Neubarock Es scheint, als hätten die Baumeister als Darsteller des Zeitgeistes in der wilhelminischen Ära Sehnsüchte bedient, Sehnsüchte nach feudalen Zeiten des Absolutismus, gerade in einer Zeit,...

Weiterlesen

Neurenaissance

Historismus als Fahrzeug des Fernwehs Ein Mietshaus soll natürlich so aussehen, dass sich jeder Mieter wie ein kleiner Renaissance-Fürst fühlt. Jeder Meier ein Medici. Und warum auch nicht? Die...

Weiterlesen

Maskarons in der Neurenaissance

Maskarons in der Neurenaissance Noch eins gefällt den Menschen dieser Epoche an der Renaissance: Das ist der Sinn fürs Groteske. Zu einem Haus der Neurenaissance gehören Maskarons, wie man sie aus...

Weiterlesen

Historismus: Wir können's noch besser

Es gab gotische Speicher, aber genau so sahen sie nicht aus Historismus als freies Spiel mit dem Detail Dem Historismus ging es zwar um das historische Erbe. Dieses zu restaurieren und zu bewahren,...

Weiterlesen
Hamburg und Jolasse Zurück