Ehemalige schwedische Verwaltungsbauten, Stade, Am Sande |
Hätten Sie vermutet, dass dies Barockbauten sind?Sie sind bald nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden, als Stade von den Schweden verwaltet wurde. Alle haben administrativen Zwecken gedient und sind auch heute im Besitz der Stadt. Schlichtheit schließt ja Schönheit nicht aus. Das Schloss Agathenburg (rechts) weist als einzigen Schmuck außer dem Treppenturm und dem Naturstein-Portal nur die gemauerten Korbbögen über den Fenstern auf. "Barock" und "Pracht" passen überall gut in einen Satz, wo die Pracht katholisch ist. Im Norden war Bescheidenheit Programm, beruhend auf dem Wirken Calvins, und dies begründete eine Tradition, dass Protzen unfein sei. |
Schloss Agathenburg bei Stade |
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Für den oberflächlichen Blick gibt sich nur das Eingangstor als barockes Detail zu erkennen. | Ein reiner Zweckbau ist der "Schwedenspeicher", aber von besonderer Schönheit. Kein Wunder, dass er einem beliebten Eigenheim-Typus Pate stand. | ||
Woran erkenne ich aber nun barocke Bauten,wenn solche Kennzeichen wie das obige Portal nicht vorhanden sind? Da ist einmal die geknickte Giebelform, die ein Walmdach oder -- bei freistehenden Bauten -- ein Krüppelwalmdach aufweist. Während die Gotik den steilen Winkel als reines Dreieck bevorzugt und das so entstehende Dachvolumen als Speicher nutzt, verbleibt das barocke Haus auf einem größeren Teil seiner Höhe ohne oder mit geringer Dachschräge. Diese Form wurde im 19. Jh. recht konsequent aufgegeben und ist daher ein Zeichen für eine mögliche Entstehung vor 1800. Die Bögen sind flache Kreissegmente oder entwickelten sich in der späten Renaissance zu Korbbögen weiter, das heißt, die Anschlußstelle des Bogens an die Senkrechte wird als fließender Übergang gestaltet. Auch Kreisbögen werden gern genommen. |
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Diese Abbildungen zeigen den sogenannten "Bardowicker Speicher" (Deichstraße 27), dessen Ursprünge bis ins 15. Jh. zurückreichen. 1780 soll er die heutige Gestalt bekommen haben. (Die Tafel am Haus spricht von diesem Jahr als Baujahr, aber mit Verlaub, das glaube ich nicht, auch wegen der starken Absenkung der Fassade). Diese Epoche zählt eigentlich nicht mehr zum Barock, hier aber ist noch der Übergang von der Renaissance zum Barock zu erkennen. Während die Fenster Kreissegmente aufweisen, ist das Portal mit einem Korbbogen ausgestattet. | Der weiche Baugrund hat über die Jahrhunderte extrem nachgegeben. Das starke, aber gleichmäßige Absinken, dem die Fensterform angepaßt wurde, verrät das Alter dieses einmaligen Bauwerks. |
Barock, mal schlicht - Baustilkunde
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