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Was empfinden wir als idyllisch?
Die Zeiten der handgemachten Wärme und der Natur als unmittelbarer Bedrohung liegen noch nicht lange zurück. Kriege brachten auch in der von unseren Eltern erlebten Zeit Rückfälle in den Kampf um die tägliche Heizwärme, Nahrung und Kleidung. Fenster aus Glas, obwohl sie ein Schutz sind, werden von uns offenbar nicht hinreichend als solcher empfunden, denn Glas ist evolutionär noch nicht genug ins Bewusstsein eingebettet, wir gebrauchen es erst wenige hundert Jahre. Fenster, die mit Holz verschlossen werden können, appellieren in einer Weise an unsere Instinkte, dass sie fester Bestandteil des Heimatschutzstils wurden.
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"Ein Werk der Architektur, das nicht Heiterkeit ausdrückt, ist ein Fehler"
(Luis Barragàn, Architekt des 20. Jh.)
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Wasser, Wald und Felsen. Romantisch und sehenswert, und dennoch passt das Wort "Idylle" nicht wirklich. Könnte das an dem Anteil von Gefahr liegen, der in der wilden Natur verborgen ist?
Hier haben wir auch Wald und bewegtes Wasser, aber auch die Nähe menschlicher Siedlungen, von denen wir links keine Spur sehen. Ist das schon eher anheimelnd?
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Man kann bei einem sehr alten Haus auf die Idee kommen, es werde bald zusammenbrechen. Wenn es das aber nicht tut, so erkennen wir im Gegenteil darin ein Anzeichen besonderer Stabilität. Es hat 420 Jahre lang allen Stürmen der Zeit widerstanden.
Die Treppe am Water of Leith ist wieder eine Verbindung von Kultur und Natur. Sie hat auch einen rettenden Aspekt, führt aus dem Flusstal in höheres Gelände.
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Und endlich das perfekte Märchenschloss -- wenigstens aus einer gewissen Distanz. Warum kickt es manche von uns, wenn ein Ort aussieht, als sei die Zeit stehengeblieben? Neues verlangt uns immer Anpassungsleistungen ab, und wenn diese den Verzicht auf Gewohntes mit sich bringen, weckt das Angstgefühle.
Die gleichartigen Häuser in einer Siedlung legen den Gedanken an solidarische Nachbarschaft nah (auch wenn es in der Realität anders aussieht). Hier sind Menschen, die mir im Bedarfsfall helfen werden.
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Unser Unterbewusstsein ist konservativ. Bis neue Entwürfe wirklich aufgenommen sind und als sicheres und gemütliches Zuhause akzeptiert werden, kann es sehr lange dauern.
Kandinsky, der abstrakte Maler, der 1910 das erste gegenstandslose Bild schuf, der in einem der hochmodernen Dessauer Meisterhäuser wohnte, wollte auch dort auf seine Antiquitäten nicht verzichten.
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