 |
Art Deco ist ein Fremdwort
Das Art Deco ist in Hamburg nicht so stark zur Geltung gekommen wie der eher düstere Expressionismus des Gespanns Höger-Kuöhl, während es wenige Beispiele eines Art Deco gibt, die internationales Flair ausstrahlen, wie es in vielfacher Weise in New York aufzufinden ist. In der Altstadt, von dunklen Klinkerbauten umrahmt, leuchtet das Miramar-Haus. Und nah bei den Vorsetzen überstrahlt in Himmelblau ein anderes charmantes Bauwerk der Epoche die Umgebung: Das Stella-Haus.
Sie beide sind Beispiele einer Minderzahl von Bauten im Art-Deco-Stil, der mal nicht in Klinker-Aubergine daherkommt, sondern in anderen Farben.
|
 |

Art-Deco-Haus in Eppendorf
|
In Eppendorf stößt man unvermutet zwischen lauter Heimatschutzstil auf dieses kühn begiebelte Haus. Es wird von einer schlanken Frauengestalt ganz im Stil der Zwanziger beherrscht. Das frühe Holywood lässt grüßen.
Aber nun der Knaller.
Am Sievekingplatz steht das Gebäude der erzreaktionären "Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes", später als DAG-Gebäude bezeichnet. Die Eingangshalle ist nun restauriert -- und was für Farben! Ich traute meinen Augen nicht. Gibt es irgendwo etwas, was es damit aufnehmen kann?
Außen haben wir allerdings wieder das gewohnte schwarzrote Klinkerbild mit revisionistischen kleinen Tonreliefs, die gegen die Versailler Verträge nölen und Straßburg und Memel wieder ins deutsche Reich einzugliedern verlangen.
|

Eingangshalle des DAG-Gebäudes am Sieveking-Platz
|
 |
So charmant die Details sind, so bombastisch und fast erdrückend behauptet sich in der Steinstraße ein Behördenbau. Vom Gesamtkonzept mit seinem Imponiergehabe denkt man schon an das Zeitalter der totalitären Herrscher, obwohl mitten in einer Phase der Demokratie erbaut.
Auch dieser Adler, der mehr von einer hartleibigen Fledermaus hat, erwacht in dieser Zeit. Lange vor 1933 ahnt er schon, wohin der Zeitgeist treibt.
Wohin treibt der unsere?
|
 |