Für Gottes und der Kaiser Ruhm

Romanische Baukunst repräsentiert die Höhe des Mittelalters

Nicht viel kündet bei uns mehr davon. Umso reichlicher finden wir noch in Italien die Zeugnisse der Epoche.

San Zeno in Pisa ist ein kleines Kirchlein, das zur Zeit nicht als Kirche benutzt wird. Unserer Vorstellung von Romanik kommt ihre Werksteinfassade wohl näher als die Zeugnisse aus Marmor, so schön sie sein mögen.

Es war still dort. Keine Touristen außer uns, nur ein Grüppchen Architekturstudenten mit ihrem Dozenten. Der Tourismus verlangt nach Fakten, die imposant klingen. Manchmal frage ich mich, ob diese Verlautbarungen nicht überhaupt verhindern, dass die Sehenswürdigkeit wirklich gesehen wird...

Dieses Bauwerk verfügt nicht über aufregende Superlative, nur den, für mich das schönste romanische Kirchlein zu sein, das ich auf dieser Reise gesehen habe.

Bislang hatten die Baumeister die Decke des Raums nach dem Muster der alten Königshalle geschaffen: Querbalken trugen das Dach.

Das Innere von San Zeno zeigt eine Balkendecke im Stil der klassischen romanischen Basilika; die heutige ist eine Rekonstruktion, aber sie dürfte der ursprünglichen gleichen. Die Zeit der kühnen Höhen, wie wir sie nördlich der Alpen in den gotischen Kathedralen bewundern können, war noch nicht gekommen. Noch hatte man nicht begonnen, Kuppeln in waghalsiger Größe zu errichten, wie es später in Florenz und an anderen Orten begann, ein Höher-Schneller-Weiter in der Architektur. Und zu einer Blüte des gotischen Stils kam es südlich der Alpen nicht. Dem romanischen schloß sich die Wiederentdeckung der griechischen und römischen Antike direkt an, dazu kommen wir im Kapitel "Renaissance".

Ein bauliches Element von nahezu universeller Verbreitung ist der Rundbogen. Die Grundzüge des Bauens sind in der Epoche vor 1200 mit erstaunlicher Konsequenz den römischen Bauten abgeschaut, so als hätte man kein Interesse an der Einführung von Neuerungen gehabt. Dann aber profiliert sich der Stil und profiliert sich wesentlich im Schmuck.

San Zeno steht abseits der marmornen Prachtbauten, zu denen auch der berühmte Turm gehört. Ja, ich meine diesen, rechts, und ich habe mir Mühe gegeben, ihn so zu fotografieren, wie er geplant war.

Und wollte Gott, dass er einmal ganz gradegestellt wird, damit das Pilgern zu seiner Schiefe aufhört. Damit alle endlich sehen, wie schön er ist.