Renaissance

3260 Vistas | Last modified 27 out 2016 - 18:13:43 Por Laetitia Siebert

Das Selbstbewusstsein der Renaissance  

Wenn sich eine Epoche "Wiedergeburt" nennt, so versteht sie sich offenbar als Neubeginn, der alles, was vorher war, über den Haufen wirft. Und in der Tat war es ein Bruch mit einem Weltbild. Während die Ikonografie vorher fast ausschließlich christlich war oder doch durch diesen Filter gesiebt wurde, so drangen jetzt weltliche Inhalte und das Gedankengut fremder oder alter und wiedergefundener Kulturen in die Darstellungen ein. Sinnlichkeit war nicht mehr nur etwas, was in der bedrohlichen Gegenwart des Teufels dargestellt wurde; wenn auch der Mensch der Renaissance vor seinen neugewonnenen Freiheiten zurückschrak -- was den Erfolg eines Bußpredigers wie Savonarola erklärt --, so probierte er sich doch neu aus, indem er Pan und seine Gespielinnen in rührend naiver Weise wie auf dem Relief in Wismar über die Wandflächen springen ließ.

 

In der Baukunst drückte sich das aus, indem das Lagernde, das Ruhende an die Stelle des Aufwärtsstrebenden trat. So, als wolle der Architekt sagen: "Wir stehen mit beiden Beinen auf der Erde, und das ist gut so." Wir sehen beides in diesem kleinen Seitenbau, der die Jacobi-Kirche in Hamburg flankiert: der untere Teil entstammt mitsamt seinem fast überflüssig wirkenden Seitenpilaster noch der Gotik, wie auch die Schmuckflächen nah der Vorderkante verraten. Doch die Erbauer bogen dann kurz entschlossen in die neue Baukunst ab und gaben dem Obergeschoss breitere Fenster mit flachen Rundbögen als Abschluss.

Hatten früher nur die Kirchen ein wirkliches Recht auf Pracht, so waren nun die Wohnsitze der weltlichen Herrscher Objekt des Bauschmucks und nicht nur aus Verteidigungsgründen gerechtfertigt.

 

 

Innenhof des Schlosses Gottorp, Schleswig

 

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