Ist doch mal was anderes

Edinburg, die Hauptstadt von Schottland, hat außer seiner sehenswerten Altstadt auch eine ebenso erstaunliche Neustadt, die auf dem Plan eine umfassende geometrische Anlage zeigt, sie ist also am Ende des 18. Jh komplett auf dem Reißbrett entstanden und integriert geschickt ältere dörfliche Reste wie das Dean Village am Fluss Leith. Dabei ist der Eindruck des Klassizismus zwar beherrschend durch bauliche Elemente hergestellt, aber die Anlage wirkt durch ihre Farbe verfremdet.

Sicher galt auch in Großbritannien eine Idee der Klassik, die Weiß zur Grundaussage machte. Dennoch zog man es vor, den cremefarbenen oder hellgrauen Sandstein als Baumaterial zu verwenden, der auch schon in der Vergangenheit verwendet wurde. Er kam aus dem Craigleath-Steinbruch, 2km vom Stadtzentrum entfernt.

Es war niemals eine Option, solche Häuser weiß anzustreichen, denn einen Anstrich verübelt der Stein und zieht Wasser; so geschehen 1954 in der Rosslyn Chapel, die deshalb fünf Jahre später fast kollabierte. Die graugelbe Farbe der Neustadt fasst jedoch die Bauten aus verschiedenen Epochen zu einem einheitlichen, streckenweise schon langweiligen Gesamtbild zusammen, vor allem dann, wenn sich auch die Häuschen der Neustadt gleichen wie ein Ei dem anderen.

So wie in Hamburg das Weiß den Klassizismus mit der Neugotik optisch zu verschmelzen vermag, so tut das hier die einheitliche Verwendung des heimischen Sandsteins.

Die Düsterkeit, die daraus resultiert, wird bisweilen durch heiter gemalte Ladeneingänge aufgehellt.

Liebenswerter Unernst

Einen ganz anderen Umgang mit dem Erbe beweisen die vergangenen Jahrzehnte in Hamburg (und sicher auch anderwo). Der Respekt vor dem Klassizismus aus der Gründerzeit kehrte zwar zurück und gebot die Erhaltung dessen, was man vorher ohne großes Federlesen abgerissen hatte. Aber dafür wurde die Verwendung der Farbe mutiger.