Hamburg und Jolasse - Baustilkunde
Baustilkunde
Hamburg und Jolasse
Die Alsterarkaden waren laut Untersuchungsbefund zuerst ockergelb gestrichen. Es ist also nicht unbedingt epochentreu, alles in Weiß zu streichen, was nach früher Gründerzeit aussieht. |
Der Beginn des HistorismusZunächst war es Chateauneuf, der mit seinen Alsterarkaden den Kurs vorgab. Diese sind allen bekannt. Das ursprüngliche Aussehen dieses charmanten Wahrzeichens entspricht aber nicht unseren Sehgewohnheiten. Vielleicht dachte er eher an toscanische Städte wie Pisa und Florenz. Die Abweichungen gehen noch weiter. |
Kurz nach dem Großen Brand erbaut, zeigt das Portal in der Deichstraße einen filigranen Biedermeierschmuck |
![]() Jolasse-Bau an der Ecke Alsterglacis/Warburgstraße |
Jolasse-Bau in Harvestehude |
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Neuromanische, neugotische und biedermeierliche Details verraten, dass das Zeitalter des Historismus heranrückt. Die vorausgegangenen Bauepochen liefern die Palette, aus der die Architekten des 19. Jh sich bedienten. |
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Ehemaliges Israelitisches Krankenhaus in St. Pauli, 1841-43 |
Viel Leid der Brandzeit wurde durch Stiftungen von Salomon Heine gelindert, wie links das Krankenhaus. -- Chateauneuf war der Schöpfer eines anmutigen kleinen Zweckbaus (rechts), des zweitältesten Bahnhofs in Deutschland von 1842. Die neue Bahn kam wie gerufen, um den Evakuierungsverkehr aus der brennenden Stadt und in Gegenrichtung die Versorgung mit Hilfsgerät zu beschleunigen. Wenn Sie sich dieses Gebäude am Neuen Weg in Bergedorf ansehen, wird Ihnen auffallen, wie puppig-klein es ist, als sei es für eine Garten-Modellbahn gebaut. |
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Wie in Hamburg nicht anders zu erwarten, stehen Politik und Finanzen in einem geschlossenen Block, den Rathaus und Börse bilden. Dazwischen bemüht sich die Brunnenfigur der Göttin Hygiene darum, dass es sauber zugeht. Die Börse war just fertiggestellt, als der Hamburger Brand ausbrach, und sie wurde durch den selbstlosen Einsatz der Bürger gerettet. Sie ist ein schönes Beispiel biedermeierlicher Architektur am Übergang von Klassizismus zum Historismus, und schon deutet sich die Freude am reichen Bauschmuck an. Das wesentlichste Kennzeichen für eine Entstehung vor 1850 ist aber die Kleinteiligkeit des gesamten Gebäudes. Eine durchgehende Farbe kann Gemeinsamkeiten vorspiegeln. Dieser Giebel von 1881 scheint sich in die Nachbrand-Architektur einzupassen. Während das Detail noch eine große Ähnlichkeit mit den spätbiedermeierlichen Formen aufweist, zeigt das Gesamtkonzept bereits, dass das Gebäude deutlich späteren Datums ist. Die Bauten des 19. Jh müssen auf die Aufnahme einer großen Zahl von Mietern oder einer großen Zahl von Büros zugeschnitten sein. Der wilhelminische Boom verändert die Stadt. |
Neugotischer Bau in der Dammtorstraße |