Hamburg und Jolasse

3784 vues | Dernière modification 27 oct. 2016 - 16:58:21 Par Laetitia Siebert

Die Arkaden waren ockergelb!

Die Alsterarkaden waren laut Untersuchungsbefund zuerst ockergelb gestrichen.
Es ist also nicht unbedingt epochentreu, alles in Weiß zu streichen, was nach früher Gründerzeit aussieht.

Der Beginn des Historismus

Zunächst war es Chateauneuf, der mit seinen Alsterarkaden den Kurs vorgab. Diese sind allen bekannt. Das ursprüngliche Aussehen dieses charmanten Wahrzeichens entspricht aber nicht unseren Sehgewohnheiten. Vielleicht dachte er eher an toscanische Städte wie Pisa und Florenz.

Die Abweichungen gehen noch weiter.
Wenn man in der Baugeschichte Hamburgs forscht, stellt man fest, dass einige Kapitel, die für das Aussehen der Stadt einige Bedeutung haben, anscheinend fast aus dem kollektiven Gedächtnis getilgt sind. Jean David Jolasse findet zwar auf einer Liste der Bauten am Harvestehuder Weg statt, auch als der Baumeister des Hauses Schwanenwiek 38. Eine Biografie finde ich im Internet nicht. Auch werden letzte Zeugnisse der Nachbrand-Architektur für den Abriss vorgeschlagen, als seien sie völlig obsolet.

In der Deichstraße steht ein Nachbrandhaus mit diesem Portalschmuck

Kurz nach dem Großen Brand erbaut, zeigt das Portal in der Deichstraße einen filigranen Biedermeierschmuck
Im gleichen Stil: Das Haus am Fuß des Alsterglacis

Jolasse-Bau an der Ecke Alsterglacis/Warburgstraße

Jolasse-Haus Neue Rabenstraße

Jolasse-Bau in Harvestehude

Gentile Bellini, Das Wunder am Brückenkreuz von San Lorenzo, DetailBis hin zu den Aufsätzen, die an Venedigs Schlote auf G.Bellinis Bildern erinnern, spielt Jolasses Fassade mit Assoziationen.
Bahnhofsgebäude von 1842

Neuromanische, neugotische und biedermeierliche Details verraten, dass das Zeitalter des Historismus heranrückt. Die vorausgegangenen Bauepochen liefern die Palette, aus der die Architekten des 19. Jh sich bedienten.

Salomon Heine stiftete ein Krankenhaus in St. Pauli, jetzt Sozialamt

Ehemaliges Israelitisches Krankenhaus in St. Pauli,
1841-43

Viel Leid der Brandzeit wurde durch Stiftungen von Salomon Heine gelindert, wie links das Krankenhaus. -- Chateauneuf war der Schöpfer eines anmutigen kleinen Zweckbaus (rechts), des zweitältesten Bahnhofs in Deutschland von 1842. Die neue Bahn kam wie gerufen, um den Evakuierungsverkehr aus der brennenden Stadt und in Gegenrichtung die Versorgung mit Hilfsgerät zu beschleunigen. Wenn Sie sich dieses Gebäude am Neuen Weg in Bergedorf ansehen, wird Ihnen auffallen, wie puppig-klein es ist, als sei es für eine Garten-Modellbahn gebaut.

Hamburger Börse, Rückseite des Rathauses

Fassadendetails der Hamburger Börse

Wie in Hamburg nicht anders zu erwarten, stehen Politik und Finanzen in einem geschlossenen Block, den Rathaus und Börse bilden. Dazwischen bemüht sich die Brunnenfigur der Göttin Hygiene darum, dass es sauber zugeht. Die Börse war just fertiggestellt, als der Hamburger Brand ausbrach, und sie wurde durch den selbstlosen Einsatz der Bürger gerettet. Sie ist ein schönes Beispiel biedermeierlicher Architektur am Übergang von Klassizismus zum Historismus, und schon deutet sich die Freude am reichen Bauschmuck an.

Das wesentlichste Kennzeichen für eine Entstehung vor 1850 ist aber die Kleinteiligkeit des gesamten Gebäudes. Eine durchgehende Farbe kann Gemeinsamkeiten vorspiegeln. Dieser Giebel von 1881 scheint sich in die Nachbrand-Architektur einzupassen. Während das Detail noch eine große Ähnlichkeit mit den spätbiedermeierlichen Formen aufweist, zeigt das Gesamtkonzept bereits, dass das Gebäude deutlich späteren Datums ist. Die Bauten des 19. Jh müssen auf die Aufnahme einer großen Zahl von Mietern oder einer großen Zahl von Büros zugeschnitten sein. Der wilhelminische Boom verändert die Stadt.

Neugotischer Giebel, Dammtorstraße

Neugotisches Gebäude in der Dammtorstraße

Neugotischer Bau in der Dammtorstraße

 

 


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